Wie ich ja bereits angekündigt habe, durfte ich heuer bei der berühmt-berüchtigten "Nacht des Grauens" mitarbeiten. Für all jene, deren Gedächtnis schwächer ist als meines, oder die dort waren, und aufgrund des gebotenen Horrors wieder alles verdrängt haben, eine Kurzübersicht:
Die "Nacht des Grauens" findet seit letztem Jahr im November im Weinviertlerischen Glaubendorf statt. Es ist in dem Sinn eine Open-Air-Geisterbahn, oder viel mehr ein Schreck-&-Fürcht-Theater zum Gehen.
Auf einer ca 5km langen, markierten Strecke marschiert man durch den Wald, und wird um nicht zu frieren, dankenswerterweise, in unregelmässigen Abständen durch Adrenalinschübe aufgewärmt. Wie diese Adrenalinschübe hervorgerufen werden ist immer wieder anders inszeniert.
Was die NdG jedoch von jeder gewöhnlichen Geisterbahn abhebt, ist die Geschichte die erzählt wird, und an der die teilnehmenden Gruppen aktiv teilhaben. Denn es wird die grausame Mär der Chluben geschildert, die im 12. Jahrhundert von ihrem Fürsten und dessen Sprösslingen zu furchtbaren Qualen verdammt wurden. Und so ist es die Aufgabe der Teilnehmer, die unruhigen Seelen zu erlösen...
Heuer ging es darum, den Schlüssel zum Verlies zu finden, in dem die böse Fürsten-Tochter aus Neid die örtlichen Jungfrauen gefangen hielt, um sich aus deren Tod und etwas schwarzer Magie unvergängliche Schönheit zu basteln. Leider hatte eine freche und übermütige Zofe den Schlüssel gestohlen, und im Wald verloren...
Jungfrauen retten - eine noble Aufgabe. Wobei ich als Augenzeuge sagen kann, fällt der Sextrieb und die Hoffnung auf Jungfrauen-Belohnung, scheinbar heute tatsächlich in die Kategorie "Tugend" :)
Anyway - ich halte bekanntlich nicht viel von guten Taten, und als solcher habe ich im 12. Jhdt die Chluben-Jungfrauen verraten und an die Fürsten-Tochter ausgeliefert. Zur Strafe wurde ich von den erbosten Dörflern mit meinen 4 Verrats-Kollegen in einem Obstgarten an die Bäume gebunden. Quasi-Tantaloschen Qualen ausgesetzt, sind wir dort qualvoll zu Grunde gegangen...
Und so sind in den letzten beiden Nächten die Furchtlosen und Mutigen an meinem Obstgarten auf der Suche nach Verlies-Schlüsseln vorbeigekommen um folgenden Rätselspruch zu lesen:
Gefesselt der Jungfrauen Verräter,
sehet sie fest gebunden,
traut euch hin und schaut genau,
schon ist der erste gefunden.
Im Normallfall sind sie dann vorsichtig zwischen den Obstbäumen marschiert, und haben die Gefesselten - manche davon stehen, andere sitzen - begutachtet, nervös mit den Funzel-Taschenlampen geleuchtet. Schnell stellten alle fest, dass es sich hierbei nur um Strohpuppen handelt, von denen keine Gefahr ausgeht. Schon nimmt die Nervösität in der Gruppe natürlich ab.
Dann entdeckt jemand an einer der Puppen einen Schlüssel um den Hals hängen, und alle hocken sich neben sie, um den Schlüssel mit den Abbildungen im Begleitheft zu vergleichen. Dabei wird auf die Puppe eingestochert und eingetreten um sicher zu gehen, dass sie eh nicht lebt.
Tja,..nur dass das doch keine Puppe ist, sondern yours truly. Und somit bewegt sich der gar nicht so Gefesselte plötzlich und brüllt auf, schnappt mit den Armen nach dem/der Nähesten. Und die Leute, weil in der Hocke, fallen um und quietschen...
Und ich bin sofort wieder die unbewegliche, stumme Puppe wie zuvor. Das hat manche zu der Spekulation geführt, dass da jemand wo Fäden zieht oder anderen Vermutungen wie: (einer meiner Highlights) "Das ist ein Automat, wahrscheinlich mit Zeituhr."
Es versteht sich von selbst, dass ich dort halb erfroren bin. Es war verdammt kalt und vorallem windig. Ich konnte mich kaum bewegen um die Tarnung nicht zu verraten, und still rumsitzen fördert die Durchblutung nunmal wirklich nicht. Aber wie es einer gestern so treffend formuliert hat "Der erfriert sicherlich, aber für die paar Sekunden die wir quietschen, ists ihm das wert." ..und diese Aussage kann ich nur unterstreichen.
Und meine Mühe um Disziplin und Timing hat sich ausgezahlt, ich hab mit meiner Performance sehr viel Lob und positives Feedback bekommen ..und das obwohl auf der gesamten Strecke immerhin mehr als 15 Stationen und Ereignisse verteilt waren.
Dass ich absolut fertig bin, mir mein Rücken total weh tut, weil ich von der kalten Luft so verspannt bin, meine Füße immer noch von der partiellen Erfrierung schmerzen, versteht sich alles von selber. Aber es war wirklich lustig, und den Aufwand und die Überwindung wert.
Mehr lest ihr dann in meinem neuen Buch "Zen-Buddhismus oder die 10 Wege eine Strohpuppe zu sein".
- BM out -
Die "Nacht des Grauens" findet seit letztem Jahr im November im Weinviertlerischen Glaubendorf statt. Es ist in dem Sinn eine Open-Air-Geisterbahn, oder viel mehr ein Schreck-&-Fürcht-Theater zum Gehen.
Auf einer ca 5km langen, markierten Strecke marschiert man durch den Wald, und wird um nicht zu frieren, dankenswerterweise, in unregelmässigen Abständen durch Adrenalinschübe aufgewärmt. Wie diese Adrenalinschübe hervorgerufen werden ist immer wieder anders inszeniert.
Was die NdG jedoch von jeder gewöhnlichen Geisterbahn abhebt, ist die Geschichte die erzählt wird, und an der die teilnehmenden Gruppen aktiv teilhaben. Denn es wird die grausame Mär der Chluben geschildert, die im 12. Jahrhundert von ihrem Fürsten und dessen Sprösslingen zu furchtbaren Qualen verdammt wurden. Und so ist es die Aufgabe der Teilnehmer, die unruhigen Seelen zu erlösen...
Heuer ging es darum, den Schlüssel zum Verlies zu finden, in dem die böse Fürsten-Tochter aus Neid die örtlichen Jungfrauen gefangen hielt, um sich aus deren Tod und etwas schwarzer Magie unvergängliche Schönheit zu basteln. Leider hatte eine freche und übermütige Zofe den Schlüssel gestohlen, und im Wald verloren...
Jungfrauen retten - eine noble Aufgabe. Wobei ich als Augenzeuge sagen kann, fällt der Sextrieb und die Hoffnung auf Jungfrauen-Belohnung, scheinbar heute tatsächlich in die Kategorie "Tugend" :)
Anyway - ich halte bekanntlich nicht viel von guten Taten, und als solcher habe ich im 12. Jhdt die Chluben-Jungfrauen verraten und an die Fürsten-Tochter ausgeliefert. Zur Strafe wurde ich von den erbosten Dörflern mit meinen 4 Verrats-Kollegen in einem Obstgarten an die Bäume gebunden. Quasi-Tantaloschen Qualen ausgesetzt, sind wir dort qualvoll zu Grunde gegangen...
Und so sind in den letzten beiden Nächten die Furchtlosen und Mutigen an meinem Obstgarten auf der Suche nach Verlies-Schlüsseln vorbeigekommen um folgenden Rätselspruch zu lesen:
Gefesselt der Jungfrauen Verräter,
sehet sie fest gebunden,
traut euch hin und schaut genau,
schon ist der erste gefunden.
Im Normallfall sind sie dann vorsichtig zwischen den Obstbäumen marschiert, und haben die Gefesselten - manche davon stehen, andere sitzen - begutachtet, nervös mit den Funzel-Taschenlampen geleuchtet. Schnell stellten alle fest, dass es sich hierbei nur um Strohpuppen handelt, von denen keine Gefahr ausgeht. Schon nimmt die Nervösität in der Gruppe natürlich ab.
Dann entdeckt jemand an einer der Puppen einen Schlüssel um den Hals hängen, und alle hocken sich neben sie, um den Schlüssel mit den Abbildungen im Begleitheft zu vergleichen. Dabei wird auf die Puppe eingestochert und eingetreten um sicher zu gehen, dass sie eh nicht lebt.
Tja,..nur dass das doch keine Puppe ist, sondern yours truly. Und somit bewegt sich der gar nicht so Gefesselte plötzlich und brüllt auf, schnappt mit den Armen nach dem/der Nähesten. Und die Leute, weil in der Hocke, fallen um und quietschen...
Und ich bin sofort wieder die unbewegliche, stumme Puppe wie zuvor. Das hat manche zu der Spekulation geführt, dass da jemand wo Fäden zieht oder anderen Vermutungen wie: (einer meiner Highlights) "Das ist ein Automat, wahrscheinlich mit Zeituhr."
Es versteht sich von selbst, dass ich dort halb erfroren bin. Es war verdammt kalt und vorallem windig. Ich konnte mich kaum bewegen um die Tarnung nicht zu verraten, und still rumsitzen fördert die Durchblutung nunmal wirklich nicht. Aber wie es einer gestern so treffend formuliert hat "Der erfriert sicherlich, aber für die paar Sekunden die wir quietschen, ists ihm das wert." ..und diese Aussage kann ich nur unterstreichen.
Und meine Mühe um Disziplin und Timing hat sich ausgezahlt, ich hab mit meiner Performance sehr viel Lob und positives Feedback bekommen ..und das obwohl auf der gesamten Strecke immerhin mehr als 15 Stationen und Ereignisse verteilt waren.
Dass ich absolut fertig bin, mir mein Rücken total weh tut, weil ich von der kalten Luft so verspannt bin, meine Füße immer noch von der partiellen Erfrierung schmerzen, versteht sich alles von selber. Aber es war wirklich lustig, und den Aufwand und die Überwindung wert.
Mehr lest ihr dann in meinem neuen Buch "Zen-Buddhismus oder die 10 Wege eine Strohpuppe zu sein".
- BM out -
Black_Mage - am Sonntag, 11. November 2007, 08:57 - Rubrik: Gearbeitetes