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Er versuchte den gelangweilten Blick, den er seit einiger Zeit im Gesicht trug, aufrechtzuerhalten, als er sie in den Bus einsteigen sah. Er war in einer fremden Stadt, in einem fremden Land, in einem fremden Bus, unterwegs in ein Einkaufszentrum. Nicht weil es ihn wirklich interessierte, sondern weil er die Zeit in der fremden Stadt des fremden Landes nutzen wollte, und diese Stadt nicht viel zu Nutzen bot. Zumindest nichts das in seinem Interesse lag.
Doch nun war etwas von Interesse in das kleine Leben getreten, das er in dem fremden Stadt-Land-Bus führte. Sie setzte sich schräg von ihm, auf der anderen Seite des Ganges hin, während er seinen gelangweilten Blick wieder aus dem Fenster gerichtet hatte.

Erst als der Bus wieder los fuhr, schaute er wie beiläufig durch den Bus. Tat so, als würde er auf der anderen Seite des Busses aus dem Fenster schauen wollen, prüfen wollte, ob die Aussicht dort besser war. So sehr er den Blick auch schweifen lies, wanderten seine Augen jedoch nur über sie, die gerade neu zugestiegen war. Da war etwas, das er nicht in Worte fassen konnte, das an ihr haftete. Nein, nicht sein Blick, das er den nicht von ihr lösen konnte, war ihm ja bewusst, es war noch etwas anderes da.

Er drehte den Kopf wieder zur anderen Seite, schaute aus dem Fenster. Häuser und Läden zogen an ihm vorbei, Sträucher und Bäume, Straßenzüge und Autos. Sie hatten die eigentliche Stadt verlassen, denn das Einkaufszentrum, zu dem ihn der Bus bringen sollte, war irgendwo außerhalb. Es wurde grüner. War das nicht spannend, so durch die Gegend zu fahren, sich die Umgebung anzuschauen?

Ohne lange zu zögern gab er dem inneren Drängen nach, drehte den Kopf wieder vom Fenster weg, schaute wieder zu ihr rüber. Sie hatte es sich auf der Sitzfläche bequem gemacht, die Beine übereinander geschlagen, schaute irgendwie geradeaus aus dem Fenster. Ihre Augen waren hinter einer Sonnenbrille versteckt, ob sie ihn musterte oder überhaupt bemerkte, das er sie beobachtete? Er verschwendete keinen Gedanken daran. Alles worum seine Gedanken kreisten, war herauszufinden, warum sie seine Aufmerksamkeit so ungeteilt auf sich gezogen hatte.

Sie war nicht auffällig gekleidet, und schon gar nicht aufreizend. Das Top war Schulterfrei und hielt sich ohne Träger am Oberkörper, passte farblich zum weißen Rock mit den blauen Punkten. Ihr langes, dunkles Haar war entweder besonders kunstvoll zu einer wilden Frisur verknotet, oder einfach nur besonders wild zu einem kunstvollen etwas an Haaren verarbeitet worden. Einige Strähnchen fielen ihr immer wieder ins Gesicht, die sie dann ab und zu geistesabwesend wieder hinter ihr Ohr steckte. Sie musste einen halben Kopf größer sein als er, schloß er, als er ihre Proportionen betrachtete. Ihm wollte nicht auffallen, was sie an sich hatte, das es ihn nun keine Ruhe lies.

Für die nächsten Minuten starrte er wieder aus dem Fenster, wobei er die Umgebung, die am Fenster vorbeiflog, gar nicht wirklich mitbekam. In Gedanken, vor seinem inneren Auge, sezierte er geradezu den Anblick der Unbekannten. Immer wieder, warf er aus den Augenwinkeln einen Blick auf sie, wenn sie sich ein wenig bewegt oder ihre Position geändert hatte. Plötzlich nahm sie die Sonnenbrille ab, steckte sie sich in die Haare, und gab damit die Sicht auf ihre braunen Augen frei. Sie passten gut in ihr Gesicht, nahmen die Aufmerksamkeit von ihren Lippen, die seiner Meinung nach, zuvor wohl das prominenteste Merkmal darin waren.

Als sie ihren Kopf zur Seite drehte, um aus der Windschutzscheibe des Busses zu schauen, erkannte er endlich was es war, das ihn wohl die ganze Zeit so auf Trab gehalten hatte. Nun hatte er freien Blick, auf etwas das ihm zuvor irgendwie entgangen war, zumindest dem bewussten Auge. Denn sein Unterbewusstsein, muss es von Anfang an aufgefangen haben, sich aber den Spass machen wollen, ihn eine Weile zappeln zu lassen. Doch nun war dieses Katz-und-Maus-Spiel, zwischen seiner Aufmerksamkeit und ihrer Besonderheit, vorbei.

Sein Blick hatte sich an ihrem Hals festgefangen, und wollte nicht mehr los lassen. Nun, wo sie den Kopf gedreht hatte, konnte er die Sehnen darunter sehen, und wie sie in die Schultern übergingen. Ein gerader, wohlgeformter Nacken, der geradezu danach schrie angeknabbert zu werden. Er unterdrückte ein Seufzen, lies den erhebenden Anblick sich als leichten Schauer seinen Rücken hinab bewegen. Leise, ganz leise, hörte er wie ihr Hals ihn aufforderte näher zu kommen. Er wollte beschnuppert werden, langsam mit dem Daumen massiert werden, sich bereit machen und auflockern lassen, um letztendlich im finalen Akt mit einem zärtlichen aber festen Biss...

Schnell drehte er den Kopf wieder von ihr weg. Er war erstaunt darüber, welche Pfade seine Gedanken da genommen hatten, so etwas war ihm noch nie widerfahren. Draußen zog immer noch die Landschaft vorbei, eine kleine Vorstadt erschien und ging ohne sich durch irgendetwas auszuzeichnen. Er nahm seine Sonnenbrille ab und rieb sich das Nasenbein, wollte der Versuchung entgehen wieder auf die andere Seite des Busses zu schauen, wo seine Phantasien sich wieder verselbstständigen würden.

Nach ein paar Minuten hielt er es aber nicht mehr aus, er musste einfach hinüber schauen. Natürlich saß sie immer noch da, der Bus hatte ja keinen Halt gemacht. Ihre Beine waren nun in die andere Richtung überschlagen, und ihre rote Tasche ruhte immer noch am Sitz neben ihr. Obwohl sie wieder geradeaus schaute, konnte er nun immer noch die Konturen der Muskeln an ihrem Hals erkennen. Sie schien nicht mitzubekommen, was sie angerichtet hatte, in welchem Zustand er sich nun befand. Er schloss die Augen, und konnte durch die Lider hindurch so klar sehen, als ob sie aus Glas wären.

Er sah sich selbst, wie er aufstand zu ihr rüberging, sich auf den Sitz neben ihr niederließ. Sein rechter Arm legte sich um ihre Schulter, was sie ihm anstandslos gewähren lies, während er mit der anderen Hand eine lose Haarsträhne nach hinten schob. Er packte ihre Schulter, während er ihren Kopf leicht zur Seite schob, und vorsichtig die andere Schulter küsste. Sanft und zart berührten seine Lippen ihre Haut gerade noch. In seinem Kopf entfaltete sich eine eigene Welt der Lust, die allein darauf beruhte mit der Zungenspitze über ihre Schultern den Hals hinauf zu gleiten, und an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Eine einzige Bewegung die auf so delikate Weise ausgeführt wird, das sie eine Ewigkeit in Anspruch nimmt und mit jedem vergangenen Äon sich in höhere, ungeahntere Bereiche des Wohlwollens steigert. Gleichzeitig wusste er, wie es sich anfühlte, wenn er einen Arm um sie schlang, sich in ihre Brust krallte und sie an sich drückte, sie seinen warmen Atem im Nacken spüren lies. Jede Form der Zärtlichkeit und der Folter, der Lust und des Schmerzes, die sie beide einander bieten konnten, fand gleichzeitig in seinem Kopf statt. Jede Möglichkeit entfaltete sich in dem Moment, als er seine gläsernen Lider verschloss. Ihm wurde für einen kurzen Augenblick schwindlig, schnell öffnete er die Augen wieder.

Der Bus kurvte bereits durch die Parkanlage, die das Einkaufszentrum umgab. Er wusste, das die Fahrt nun beinahe vorbei war, und wo er noch vor kurzem nichts mehr herbei gesehnt hatte, als endlich anzukommen, war es ihm nun zu früh vorbei. War das alles eben Einbildung gewesen? War es nicht viel mehr, das er einen Ausblick darauf bekommen hatte, was möglich war? Eine Vision, eine Bestimmung? Ob sie das selbe wahrgenommen hatte? Der Bus blieb mit einem Rucken und zwei Quietschern stehen, der Eingang zum Einkaufszentrum lag genau gegenüber der Busstation. Er versuchte sich die Verzweiflung nicht anmerken zu lassen, da bemerkte er erst, das sein Objekt der Aufmerksamkeit ihre Tasche genommen hatte und aufgestanden war.

Bis er endlich aus dem Bus gestiegen war, hatte sie bereits einige Schritte hinter sich gebracht, war schon auf halbem Weg ins Innere des Einkaufszentrum wo er sie mit Sicherheit verlieren würde. Sie war tatsächlich ein kleines Stück größer, aber er seine Schritte waren schneller, womit er sie schnell einholen würde. Er musste handeln, etwas tun. Sie wollte es so, das hatte er genau gespürt.

- BM out -
Black_Mage hat am 23. Mai, 08:38 ein Lebenszeichen gegeben
Noch vor ein paar Tagen, habe ich gemotzt, das ich während meiner Reise nicht zum Schreiben komme, weil mir einfach die Zeit dazu fehlt. Da ich sowieso die ganze Zeit Reisetagebuch, Blog und Newsletter schreibe, und somit auch gar keine Einflüsse unverarbeitet lasse, hatte ich bisher auch kaum wirklich den Zwang etwas zu schreiben.
Es ist aber ein gutes Gefühl, wenn sich dann doch noch etwas bewegt, und man wieder einen kreativen Schub hat. Auch wenn ich seit einer guten Stunde eigentlich schlafen sollte...

Bevor wer fragt: Ja, ich bin heute in eine Mall gefahren :) 
Kolis (Gast) hat am 23. Mai, 13:25 ein Lebenszeichen gegeben
Also...
.. wenn das deine Vorstellungen sind, dann bist du mir definitiv zu stürmisch.. *gg* gleich BEISSEN.. tzt ztzt zt 
Black_Mage hat am 23. Mai, 16:21 den Schein gewahrt
*lach* gut, das du jetzt drauf kommst, das ich dir zu stürmisch wäre, wo unsere "große Chance" Jahre zurück liegt.
Aber du musst auch berücksichtigen, das in diesem Text die eine oder andere künstlerische Freiheit liegt. Sie liegt aber nicht beim beissen wollen... ;) 
Kolis (Gast) hat am 24. Mai, 09:43 den Schein gewahrt
Ehrlich?
wir beide hatten mal eine große chance?! *grübel*
verdammt! Hätte ich das doch bloß eher gewusst.. Wenn, dann muss die aber beim ersten treffen gewesen.. danach warst du doch schon vergeben.. war da nicht dieses gschichtl zu deinem geburtstag in so einem bus? von wegen beschlagene scheiben und so?! ;o) 
elfchen (Gast) hat am 24. Mai, 16:45 den Schein gewahrt
Das war ein Wohnmobil... ;) 
Antichrist (Gast) hat am 24. Mai, 19:47 ein Lebenszeichen gegeben
Zu diesem Zeitpunkt ein ziemlich wackliges Wohnmobil! *fg*

Wäre ich mit dir unterwegs hättest du von mir mehr Zeit bekommen. *fg* 
BM@Las Vegas (Gast) hat am 25. Mai, 06:54 ein Lebenszeichen gegeben
@Kolis:
du liegst beinahe richtig. Nur das bei unserem zweiten Treffen DU vergeben warst, und nicht ich...

jaja, das Wohnmobil. die Geschichte werde ich mit 80 noch zu hören kriegen, wenn ich mich nicht mal mehr an Sex ERINNERN kann... :)

@Antichrist: Du glaubst ja gar nicht, wieviel Zeit ich habe, wenn du überhaupt nicht dabei bist :-p 
 

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