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Heute abend in der U6 vom Westbahnhof richtung Flodorf. Irgendwann ergattere ich doch noch einen Sitzplatz und die Chance auf ein wenig Ruhe für meine geschundenen Füsse. Die Kopfhörer sind auf und ich in Gedanken erstmal ganz wo anders.
Bis ich bemerke, dass da ein 7, 8-jähriger wie wild an der Halteschlaufe für Kinderwagen zerrt. Er hängt sich mit allem Gewicht und Verbissenheit rein. Im ersten Moment schaut das noch so aus als ob er bloß blöd rumspielt, bis mir auffällt, dass er das Ding einfach nur abreissen möchte. Oder zumindest die "Knopflöcher" der Halterungsschlaufen auszureissen würde ihm schon viel geben.
Die Leute ringsum schauen in die Luft und beim Fenster raus, aber schon mit so einer Hingabe, dass es offensichtlich ist, dass sie ihn ignorieren. Ich behalte eine Frau im Auge, die seine Mutter sein könnte, die auf ihrem Handy rumdrückt und auch ganz eindeutig keinen Blick auf ihren Junior wirft. Mich packt die Wut, dass alle so hinnehmen, wie der Kleine da die Ubahn zu ruinieren versucht. Schon klar, der Bub schafft es bestimmt nicht die Schlaufe abzureissen, aber hier geht es ums Prinzip. Wenn ihn jetzt keiner zurecht weist, wird er es mit 18 wieder probieren und dann gelingt es ihm. Dann kann er auch schon großartige andere Dinge wie Sachen anschmieren, Scheiben einschlagen und andere Leute schikanieren...

Gerade als ich aufstehen will um ihm zu sagen, dass er es bleiben lassen soll, hört er auf. Nur um es jetzt mit noch mehr Elan zu probieren und sich richtig in die Schlaufe reinzuhängen. Jedoch hat meine beinahe-Aufsteh-Bewegung kurz seine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt und mir gelingt es mit ihm Blickkontakt aufzubauen...
...er hält dem Blick nicht lange stand. Schaut aber gleich darauf wieder her.
Lässt plötzlich den Haltegurt los und schaut zu seiner Mutter. Die schaut von ihrem Sohn zu mir und ich starre ihr ein paar Sekunden direkt in die Augen. Daraufhin packt sie ihr Handy in die Tasche und der Kleine nimmt auf ihrem Schoss platz und beide vermeiden es weiter in meine Richtung zu schauen.

Ich schätze mal, wenn ich tatsächlich aufgestanden wäre um dem Buben zu erklären, dass die Ubahn allen gehört und man mit dem Eigentum aller anders umzugehen hat, hätte mich die Mutter angefahren, dass ich mich nicht in die "Erziehung" ihres Kindes einzumischen habe. Und vielleicht gab es in dem Wagon sogar noch den einen oder anderen, der sich das selbe gedacht hat, und sich deswegen nicht getraut hat sich einzumischen. Aber genau das ist der Fehler. Es würde uns allen ziemlich gut tun, wenn wir uns ein bisschen mehr Zivilcourage zulegen würden, und wenigstens bei den Kindern versuchen sie zu mehr Rücksichtnahme und Mitdenken zu bewegen.

Als ich dann Handelskai ausgestiegen bin, und an dem Fenster vorbei gekommen bin, aus dem Mutter und Sohn gestarrt hatten, habe ich ihnen nochmal einen scharfen Blick zugeschossen, aber ihre Reaktionen leider nicht mehr gesehen. Vielleicht aber hat diese kleine Aktion ja wirklich etwas bewirkt... wäre schön.

- BM out -

PS: Achja, "Ein Freund von mir" ist ein genialer Film. Unbedingt anschauen. Danke für die Aufmerksamkeit.

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